Startseite
Gedanken zum Fünfjährigen
Liebe Anghörige
Meine Story
Kämpfen
Therapie
Kognitive Verhaltenstherapie
Depression
Links
Weitere Infos
Impressum
Gästebuch
Blog


Ich bin kein Arzt, Psychologe oder sonst wie studiert. Ich bin ein Zwängler, der eine saftige Depression hatte. Nicht selten gehe diese beiden Krankheitsbilder einher. Nun um es einmal locker zu sehen, es kann ganz schön depremierend sein einen Zwang zu haben.

Aber jetzt einmal ernsthaft, den mit dem Thema ist nicht zu spaßen. Du hast Dich also in ärztliche Hände begeben. Gut so, denn damit hast Du denn ersten und einzig richtigen Schritt gemacht Dein Leben in die Hand zu nehmen und es zu retten !

Sicherlich hast Du schon Medikamente bekommen und die schönsten Horrorstories darüber gehört. Besonders von denen, die nichts damit zutun haben und natürlich alles darüber in den Fachblättern der Boulevardpresse gelesen haben.

VERGISS ALLES WAS DU GEHÖRT HAST !

Zumindest kann ich Dir aus meiner Erfahrung sagen:

SIE MACHEN NICHT SÜCHTIG !

SIE HABEN KEINE BEDROHLICHEN NEBENWIRKUNGEN !

Wie gesagt, das sind meine Erfahrungen und ich nehme täglich Fluoxitin und Doxepin !

Und noch etwas wird Dir ganz sicher begegnen, das ist der Begriff VERHALTENSTHERAPIE !
Oder noch viel schlimmer: KOGNITIVE VERHALTENSTHERAPIE !

Bevor wir in Panik geraten, schlagen wir doch mal nach bei Wikipedia. Die schrieben zu dem Begriff "kognitiv":

Kognition (lat. cognoscere: „erkennen, erfahren, kennenlernen“) ist die von einem verhaltenssteuernden System ausgeführte Informationsumgestaltung. Kognition ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff, mit dem auf die Informationsverarbeitung von Menschen und anderen Systemen Bezug genommen wird. Oft ist mit „Kognition“ das Denken in einem umfassenden Sinne gemeint. Auch wenn viele kognitive Prozesse im Menschen bewusst sind, haben „Kognition“ und „Bewusstsein“ nicht die gleiche Bedeutung. So können bestimmte Prozesse im Menschen unbewusst und dennoch kognitiv sein, ein Beispiel hierfür ist das unbewusste Lernen. Zu den kognitiven Fähigkeiten eines Menschen zählen zum Beispiel die Aufmerksamkeit, die Erinnerung, das Lernen, die Kreativität, das Planen, die Orientierung, die Imagination, die Argumentation, die Introspektion, der Wille, das Glauben und einige mehr. Kognitive Fähigkeiten werden von verschiedenen Wissenschaften, wie der Psychiatrie, der Psychologie, der Philosophie, den Neurowissenschaften und der künstlichen Intelligenz untersucht. Die wissenschaftliche Erforschung der Kognition wird unter dem Begriff der Kognitionswissenschaft zusammengefasst.

Mit anderen Worten (ich hoffe, dass ich dies jetzt richtig mache). Es kommt darauf an wie wir Dinge wahrnehmen und wie wir die Dinge bewerten. So gibt es immer einen Auslöser. Das kann eine Begebenheit sein oder auch nur ein Wort. Es läuft dann ein automatisierter Gedankenprozess ab, der entscheidend für die Empfundung ist. Bei einem depressiv Erkrankten läuft dieser Prozess so automatisiert ab, dass er es schon fast garnicht mehr merkt. Naja oder vielleicht doch, da er sich stets schlecht fühlt. Er kennt oder besser gesagt er sieht keine Alternative. Sein Denkprozesse laufen stets in die gleiche Richtung und die ist stets gegen ihn selbst gerichtet.

Bei dem Zwängler ist das nicht anders. Durch seinen Zwang wird ihm stets die negative Seite seiner Gedanken vor Augen geführt. Er will die damit schlechten Gefühle vermeiden. Dadurch trifft er Entscheidungen, die von Anderen nicht verstanden werden können. Er weiß ganz genau, dass diese Entscheidung und die ihm vorgegaukelten Konsquenzen völlig übertrieben sind. Er muss aufs Spielsetzen, dass er von Anderen irgendwann gemieden wird. So kommen wir wieder zu den Gedankengänge in der Depression, die ganz klar sagen: Ich bin ein schlechter Mensch.

Ich möchte dazu ein Beispiel geben, das ich selber erlebt habe.

Es muss so um 1986 herum gewesen sein. Ich hatte meinen Führerschein noch nicht sehr lange. Aber ich hatte meiner Schwester versprochen sie von der Arbeit abzuholen und sie mit einer Arbeitskollegin zusammen nach Quickborn zu fahren. Von dort wollte wir dann weiter. Stunden bevor es losging meldete sich der Zwang bei mir. Er sagte folgendes:" Wenn Du jetzt dahin fährst, dann wirst Du einen schlimmen Unfall machen. Es wird etwas furchtbares passieren. Also tue es nicht."
Ich werde die Schweißausbrüche und die Angst tief in meinem Innern nie vergessen. Je weiter die Uhr vorrückte wurden die Beklemmungen immer größer und stärker, so das ich nicht mehr aushalten konnte. Es gab für mich nur einen Möglichkeit, die aber würde gegen meine Grundeinstellung und Erziehung verstoßen und zwar zuverlässig zu sein. Und Versprochen ist versprochen.........! Aber die Angst, denn mittlerweile war ich davon überzeugt, dass tatsächlich ein fürchterlicher Unfall passieren würde. Also rief ich sehr kurzfristig bei meiner Schwester an und sagte ab. Den Grund dafür, den konnte ich selbstverständlich nicht sagen. Also musste ich lügen. So kam noch etwas hinzu, dass nicht gemacht werden darf, ich musste meine Schwester belügen. So war zwar der Zwang zufrieden, aber nun schaltet sich der Kritiker ein. Der hielt mir vor Augen, dass ich ein ganz schlechter Mensch bin. Unzuverlässig und ein Lügner. Welche Schande und so weiter und so weiter.

Die kognitive Verhaltenstherapie stellt die aktive Gestaltung des Wahrnehmungsprozesses in den Vordergrund. Nicht die objetive Realität, sondern die subjektive Sicht der Dinge, also die Wahrnehmungsselektion und die Wahrnehmungsbewertung, sind entscheidend für das Verhalten

Aufgrund der in der Kindheit erlernten Schemata findet bei Depressiven eine fehlende Informationsverarbeitung statt, die dem kindlichen Denken ähnelt. Die Annahmen sind eindimensional, global, verabsolutierend oder irreversibel (nichtumkehrbar)
Zu diesen Kognitionen führen folgende Denkfehler:

- willkührliche Schlußfolgerungen
  ohne sichtbaren Beweis oder sogar trotz Gegenbeweis werden willkürlich
  Schlussfolgerungen gezogen.
.
- Übergeneralisierung
  aufgrund eines Vorfalls wird eine allgemein Regel aufgestellt, die
  unterschiedslos auf ähnliche  und unähnliche Situationen angewendet.

- dichtonomes Denken
  Denken in Alles-oder-Nichts-Kategorien

- Personalisierung
  Ereignisse werden ohne klaren Grund auf sich selbst bezogen

- selektive Abstraktion
  einige Einzelinformationen werden verwendet und überbetont, um eine
  Situation zu interpretieren

- Maximieren und Minimieren
  negative Ereignisse werden übertrieben und positive Ereignisse untertrieben.
  Das was ich kann, kann jeder. Weil ein Kunde nichts gekauft hat, bin ich ein
  schlechter Verkäufer

- Katastrophisieren
  das Eintreffen oder die Bedeutung von negativen Ereignissen wird stark
  überwertet. "Heute wird etwas schlimmes passieren."

- emotionale Beweisführung
  das Gefühl wird als Beweis für die Richtigkeit der Gedanken genommen.
  "Ich fühle, dass ich nichts wert, also ist es auch so !"

- Etikettierung
  aus einer Handlung wird ein umfassender Sachverhalt gemacht.
  "Ich habe verloren - ich bin ein absoluter Verlierer."

- Gedankenlesen
  Man meint ohne nachzufragen, die Gedanken der anderen zu kennen.
  "Die anderen denken, ich bin ein Versager."

- Tunnelblick (selektive Aufmerksamkeit)
  Jemand sieht nur einen bestimmten Aspekt seines Gegenwärtigen Lebens.
  "Wenn ich Stress auf der Arbeit habe, dann ist mein Leben verpfuscht."
 

Wie geht das nun vonstatten ?

Das ist bestimmt die Frage, die Du Dir stellst, seit Du von der Verhaltenstherapie gehört hast. Nun auch hier wird sehr oft ein falsches Bild gezeigt. Natürlich kann ich nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten. Es mag hier und da immer etwas anders zu gehen.

Die erste Zeit dient dem kennenlernen, denn die Therapeuten müssen Dich erst einmal genau - na sagen wir mal - verstehen. Besonders die Zwängler habe zwar Ähnlichkeiten, aber jeder hat seine eigene Logik und die muss ersteinmal Untersucht werden. Ich will nicht verschweigen, dass die erste Zeit auch eine Gedultsprobe sein kann. Ich habe eine Menge Mitpatienten erlebt, die überhaupt nicht einsahen, was sie da sollten, dann es passierte ja nichts.

Siehe es einmal so. Keiner mag in ein Krankenhaus kommen und wir Zwängler haben da manchmal mehr Schwierigkeiten damit. So dient die Anfangszeit auch sich einfach an die neue Umgebung und die vielen Fremden Gesichter einfach zu gewöhnen. Je vertrauter Dir alles ist, desto leichter wird es sein über Dein Problem zureden. Glaube mir hier wird Dich niemand für "verrückt" halten. Am aller wenigsten die Therapeuten.

Jedoch am aller wichtigsten bist DU. Nur durch Deine Mithilfe, Deinem festen Willen wirst Du auch wieder gesund. Auh wenn Dir die Medthoden anfangs etwas paradox vorkommen sollten, es hat alles seinen Sinn.
Ich sage das meiner Familie, Freunden und Kollegen immer so. Wenn Du ein Rückenleiden hast, verschreibt Dir der Arzt ein Schmerzmittel, das Du einnehmen kannst, wenn Du Beschwerden hast. Das geht bei uns leider nicht ganz so "einfach". Dein "Schmerzmittel" erlernst Du in der Therapie. Hier werden Dir Mittel und Wege gezeigt, die Dir bei Deinen Beschwerden helfen und ich bin immer wieder erstaunt, mit welchen relativ einfachen Mitteln das funktioniert. Aber es ist ja mit allem so, wenn man weiß wie es geht, dann ist alles einfach.

Wenn Dein Krankheitsbild genau ermittelt wurde (dies kann schnell gehen oder auch mehr Zeit in Anspruch nehmen), dann beginnt die Therapie mit Einzelgesprächen. Du wirst auch in Gruppen kommen, aber die sind ganz anders wie im Fernsehen. Du wirst zu absolut nichts gezwungen und wenn Du erst einmal nur zuhören möchtest ist das Okay. Aber ich geben es Dir schriftlich, dass Du Dich doch irgendwann am Gespräch beteiligen !

Meine Erfahrungen mit den Einzelgesprächen und der Therapie, kannst Du kostenlos auf der Startseite downloaden.